Also diese Woche habe ich eine schier unglaubliche Geschichte gelesen. In der Schnell-Zusammenfassung:
Rotorblätter von Windrädern sind aufgrund ihrer Verbundwerkstoffe nur schwer recyclebar. Oft werden sie einfach im Boden vergraben. Umweltfreundlich ist das ja nicht. Forscher/innen der Michigan State University haben nun ein neues Material entwickelt, das das Umweltproblem mit den Riesenteilen lösen soll, berichtet CNet.
Ich zitiere:
Dabei soll glasfaserverstärkter Kunststoff mit pflanzlichen und synthetischen Polymeren kombiniert werden. Das Verbundharz genannte Material soll sich laut den Forscher/innen einfacher recyclen lassen und könne etwa auch zur Herstellung von Gummibären zum Einsatz kommen. Das Harz könne am Ende seines Nutzungszyklus in seine Bestandteile zerlegt werden. Die schwer weiter verarbeitbaren Glasfaserstücke müssten entfernt werden, der Rest könne zu einer Vielzahl von Gegenständen recycelt werden. „Wir haben Kaliumlaktat in Lebensmittelqualität zurückgewonnen und daraus Gummibärchen hergestellt, die ich gegessen habe“.
Lisebithy???? Alter Schwede….
Was das jetzt mit Wein zum tun hat – nun rein gar nichts, aber das mit den Blättern und den Bären hat mir gefallen. Oft werde ich gefragt wie den diese ganzen Aromen in den Wein kommen. Achtung – jetzt kommt Fachchinesisch: Nun, Sie kommen von – Gesunden aromatischen Trauben, eh klar. Und von so manchen Dingen, die zum Standard eines Önologen gehören (das ist jetzt das Vokabel für den gelernten Kellerwirt). Manch Eingeweihter wird jetzt gleich groß meckern – aha, also das Zeugs das da im Weinbaucenter päckchenweise rumsteht… Ahhh, joop, auch das gehört zum Weinmachen. Achso – ob wir… auch…?! Ja, sicher, wenn nötig PUNKT Die nicht Eingeweihten bitte wieder den offenstehenden Mund zumachen.
ABER – es geht natürlich auch anders. Unsere Weine leben von einer Dichte und Fülle die sehr oft ins Gelbfruchtige, Reife geht. Also was tut er der Jassek, spätabends im Keller? Man nehme ganze Beeren von Weintrauben und gebe sie zum Most dazu. Prozentsatz variabel, je mehr umso ausgeprägter. Um ein klein wenig auszuholen: Ich habe beim ersten Mal meinem besten Arbeiter erklärt, das der Rebler kaputt sei (das ist die Maschine welche die Beeren von den Stielgerüsten trennt ) und das wir die letzten Kisten händisch abbeeren müssen. Dieser ging dann zu seiner Truppe und sagte folgenden, legendären Satz: Hey – Banditos – Chef ist verrückt, Maschine kaputt – machen mit Hand! Nach einigen Kübeln wurden sie natürlich erlöst, aber es ist eben auch ein schönes Stück Arbeit ganze Beeren zu pflücken.
Diese Beeren durchlaufen einen Prozess der vergleichbar ist mit der intrazellulären Gärung. Also die Beere vergärt in der Schale. Das intensiviert die Dichte, den Körper und die Aromatik. Wenn der Prozess fertig ist, fließt der Beeren-Saft in den eigentlichen Most, ganz ohne Zutun, und die ganze Beere schwimmt obenauf bis sie dann auf den Boden sedimentiert. Die ganze Zeit über beeinflusst sie natürlich die Aromatik. Am Ende dieses Prozesses wird sie gekonnt und manuell abgeschöpft oder mit dem Hefedepot entfernt. Wer es ganz genau wissen will der beißt noch in eine solch hohle Beere hinein. Eine Gerbstoff-Attacke die er nicht vergessen wird – Großer Tipp: Bitte nicht durch die Pumpe jagen und die gesammelten, vergorenen Beeren bloß nicht auspressen. Don´t do this! (für Winzerkollegen wird am Ende das Artikels die Kontonummer angegeben, bitte einen frei wählbaren Betrag überweisen. Er kommt bedürftigen Kollegen zugute – also mir selbst)
Das wurde verstanden. Aber was ist mit den Blättern? Nun – schon mal was von Pyrazinen gehört – und grünen, vegetalen Noten? Nun, das ist etwas das nicht unbedingt von allen geschätzt wird, aber wenn man jetzt einen sehr kleinen Anteil von gesunden Blättern oder von Stielgerüsten sagen wir mal… mitverarbeitet – Ha, was wird dann wohl mit der Aromatik passieren??? ….den genauen Ablauf geben wir nach Überweisen eines Vierstelligen Betrages auf unten genanntes Konto bekannt.
So fügen sich also Blätter und Beeren in das Weinwerden mit ein. Wo Ihr fündig werdet – nun, GV vom Berg, Sauvignon, Weinviertel DAC Grosse Reserve Schatzberg und auch Syrah seien erwähnt. Oft ist es altes, überliefertes Weinwissen, das doch noch vor paketierter Önologie geht. Und ein wenig Fachwissen – samt über den Tellerrand schauen kann ja nicht schaden. Wir definieren uns ja als JOHN-Ranger. Und dem John sei mal ein GROSSES DANKE gesagt.
Alsdann – Viel Spaß mit den Weinen! Herzlichst – Christian Jassek